Der
Soldatenhandel deutscher Fürsten
nach Amerika.


Ein

Beitrag zur Kulturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts

von

Friedrich Kapp.


Zweite vermehrte und umgearbeitete Auflage.


Berlin.

Verlag von Julius Springer.

1874.

[S. ii]


[S. iii]

Seinem Freunde

Ludwig Bamberger


der Verfasser.



[S. iv]


[S. v]

Lieber Bamberger!

Als ich Dir vor nunmehr zehn Jahren diese Blätter zuerstübersandte, lebten wir beide gezwungen im Auslande, der Einein Paris, der Andere in New-York. Damals war der Soldatenhandelein noch ungesühntes Verbrechen an unsrer nationalenEhre und darum lastete er auf jedem politisch zurechnungsfähigenDeutschen wie eine persönliche Schmach.

Seitdem ist der Einheitsgedanke, von welchem in unsrerJugend verhältnißmäßig nur wenige Tausend Köpfe erfüllt waren,durch Millionen von Armen verwirklicht, seitdem ist er mitanderen Worten aus der Theorie zur Praxis unsrer Politik gewordenund hat bei Düppel und Königgrätz, bei Sedan undParis solche überwältigende Beweise für seine Berechtigung geliefert,daß er unser Staatsleben auf neuer nationaler Grundlagewieder aufbauen konnte.

Heute leben wir Beide wieder im Vaterlande und kämpfenim Reichstage, in Reih' und Glied mit vielen alten und neuenFreunden, für die freiheitliche Entwicklung, die Größe und Ehreunsers endlich nach Außen hin geeinigten Volkes.

Der Soldatenhandel ist jetzt eine glücklich überwundene[S. vi]Vergangenheit, über welche wir uns nicht mehr zu grämenbrauchen.

Aber ist auch die Erinnerung daran so ganz überflüssig geworden,hat das schmutzige Geschäft gar keine Beziehungen mehrzur Gegenwart?

Das scheint mir eine Frage, welche sich wohl der Beantwortunglohnt.

Allerdings ist seit 1866 „der ganz unhistorische, gott- undrechtlose Souverainitätsschwindel deutscher Fürsten“ in seinenschlimmsten Auswüchsen beschnitten; allerdings können uns dieKleinstaaten, seit ihnen die unbeschränkte Souverainität entwunden,nicht mehr vor uns selbst erniedrigen, noch uns demSpott und Hohn des Auslandes preisgeben; vor Allem abertritt den Leidenschaften und den Gelüsten der Kleinen ein festerund großer Staatsgedanke entgegen. Allein das dürfen wir unsnicht verhehlen: der unpolitische Sondergeist ist seit Jahrhundertenzu tief, zu mächtig in das deutsche Volk eingedrungen und hatin dessen Seele eine gewisse zähe Anhänglichkeit an die engerenStammeseigenthümlichkeiten, einen theils eigennützigen, theils sogaruneigennützigen Partikularismus erzeugt, der von den bewußterund planvoller handelnden dynastischen Intriguanten nochheute höchst erfolgreich ausgebeutet wird. Nur auf Grunddieser Denkweise eines großen T

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