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cover

Thomas, der Leutpriester

signet

Erzählung aus der Reformationszeit

von

Marg. Lenk

signet

Zwickau i. Sa.
Verlag und Druck von Johannes Herrmann
1909.

Alle Rechte vorbehalten!

Herrn

Pastor J. Kunstmann

in herzlicher Dankbarkeit

gewidmet.

[S. 1]

1. Der Markttag.

Es war im Jahre 1523. Auf den zahlreichen, für jene Zeit sehr gutenLandstraßen, die zu der großen, reichen niederländischen HafenstadtAntwerpen führten, herrschte schon am frühen Morgen reges Leben. Eswar Markttag, und die Landleute der Umgegend brachten auf großen undkleinen Wagen, auf Schiebkarren und in Tragkörben allerlei Erzeugnisseihrer wohlbestellten Felder und Gärten herbei, zur Nahrung fürdie hunderttausend Menschen, die damals die mächtige Handelsstadtbevölkerten. Die Tore wurden geöffnet, und in langer Reihe bewegtensich die Fuhrwerke dem Marktplatze zu. Unter den letzten Nachzüglernbefand sich ein Wagen, der wohl recht weither kommen mochte, denn erwar mit Staub bedeckt, und das wohlgepflegte Rößlein schien herzlichmüde. Als aber der Eigentümer die Leinwand wegzog, die seine Warenbedeckte, zeigten sich nicht nur Feldfrüchte der besten Art, sondernauch herrliches Obst und eine Fülle frischer Blumen, zierlich zuSträußen gebunden und in Körbe geordnet.

»Faß zu, Thomas«, rief der Mann dem etwa zehnjährigen Knaben zu, dem erdie Zügel zu halten[S. 2] gegeben. »Hilf mir das Leintuch zusammenfalten!Nicht so! Mußt denn alles verkehrt machen? Nur hurtig! Es wird bald zurFrühmesse läuten, und wir sind noch weit vom Marktplatz.«

Nun fuhren sie wieder die jetzt schon belebte Straße entlang. DerVater freute sich, wenn jemand im Vorübergehen seine frischen Warenbewunderte; die schönen blauen Augen des blonden Knaben schweiften insWeite.

»Na, Thomas«, begann der Vater, »'s ist das erstemal, daß du die großeStadt siehst. Nun schau brav um dich, daß du die Welt kennen lernst.«

»Wohl, Vater«, erwiderte der Junge. »Eben flog ein Vöglein auf vonjenem Dache! Wie frei und leicht schwang sich's empor bis zum blauenHimmel! Wie glücklich mag's sein dort oben!«

»Dummer Bub! Vögel kannst daheim übergenug sehen! Betracht' doch diestattlichen Häuser, die Säulen, die Erker, die Schildereien an Fensternund Türen! Sieh doch, wie emsig die Leute laufen! Ja, hier hat keinerZeit zum Träumen! Jeder treibt sein Gewerbe, seine Kunst, seinenHandel! Jungens und Mädel in deinem Alter verdienen s

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