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Cover

Herrn de Charreards
deutsche Kinder


Die Geschichte einer Familie

von

Josephine Siebe

Illustration

Carl Flemming und C. T. Wiskott A.-G.

Berlin


Schwester und Bruder zu eigen


Flemmings Bücher für jung und alt

Herausgegeben von Börries, Freiherrn von Münchhausen

Große Reihe Band 7

Die Abbildungen zeichnete Fritz Schiementz,den Umschlag Wilhelm Repsold. AlleRechte, besonders das der Übersetzung, vorbehalten.Copyright 1922 by Carl Flemmingund C. T. Wiskott A.-G., Berlin W 50

[S. 1]

Illustration

1. Kapitel.

»Itze kommense!«

Bubenstimmen gellten laut durch das in der Mittagsglutträge ruhende Dorf. Mädelstimmen tönten nach, warenheller, höher, sie drangen in die Häuser ein und jach erhobsich da und dort lautes Rufen. Fragen und Gegenfragensprangen von Haus zu Haus, Holzpantoffeln klapperten,Türen, Fenster wurden aufgetan, neugierige Gesichterschauten, und selbst der alte Pfarrer sah müde aus demFenster seiner Wohnstube.

Und wieder gellten die Bubenstimmen laut. »Nunebiegense um de Ecke!«

Der alte Lemnitzer Karl schrak zusammen in seinem Ofenwinkel,in dem er seine Tage verdrömelte. Verdattert richteteer sich auf. »Sind's Schweden?«

[S. 2]

»Niche doch, Vater, die kommen nune nie mehr. Hab nurniche Bange, die Pösener Herrschaft kommt itze gefahren.«

»Die Schweden, die Schweden!« lallte der Alte verzagt.»Da passe du nur druff, die finden wieder her.«

»Es tut dir niemand mehr was!« Frau Katarine Merfen,des Alten verwitwete Tochter, strich mitleidig dem Vaterüber das verstörte Gesicht. »Se ham uns genug getan.«»Gotte doch ganz genug.« Und einen Augenblick schwanktedie große, blonde Frau, und ihre Augen hatten denSchreckensblick von damals, als die Schweden auf »friedlichem«Durchzug in das Dorf gekommen waren. »Itze istlange Friede,« sagte sie gut zu dem Alten, und wiederholtefeierlich: »Friede.«

»Das Wasser vor drei Jahren war 'n Anzeichen, siekommen wieder,« brummelte der Alte stöhnend. Er warvöllig versponnen in das trübe Erleben der Vergangenheit,ihm schimmerte keine Gegenwartshoffnung mehr, kein Tagerlebenmachte ihn mehr froh.

Die Tochter trat an das Fenster. Draußen auf der Landstraßerollte schwankend, schwerfällig ein Reisewagen daher.Groß war er und ungefüge. Der neue Besitzer des demDorfe Bucha nahen Gutes Pösen, Monsieur Anthoine deCharreard, saß darinnen, schlank, vornehm; neben ihm seinejunge Frau Sophia Christine.

Es war ein recht zaghaftes Weiberseelchen, was dain einer Ecke des Wagens fast versank. Sophia

...

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