Buchschmuck von Hugo Engl

86.—108. Auflage.
Aller Ausgaben 184.—206. Tausend.

Stuttgart, A. Bonz & Comp. 1920

Der
Klosterjäger

Roman
aus dem XIV. Jahrhundert

von
Ludwig Ganghofer

Copyright 1917 by Adolf Bonz & Comp.,
Stuttgart.
Alle Rechte vorbehalten; insbesondere das
Recht der Übersetzung in fremde Sprachen.

Druck von A. Bonz’ Erben in Stuttgart.

Dem Angedenken meines
heimgegangenen Kindes

Sie stieg hernieder auf die Erde,

Wie von der Sonne fällt ein Strahl …

Und schwand hinweg von dieser Erde,

Wie er verglüht im dunklen Tal.

Der Blume gleich im Frühlingshage,

An Leib und Seele sonder Fehl,

War sie die Freude meiner Tage,

Mein Sorgentrost und mein Juwel.

Kein Wölklein, das sich nicht zerteilte

Vor ihrem sonnigen Gesicht,

Und wo sie ging und wo sie weilte,

Da war die Wärme, war das Licht.

Sie lächelte: man mußte lieben.

Ein Blick: und sie gewann ein Herz …

Und ach, was ist von ihr geblieben?

Ein kleines Grab, ein großer Schmerz.

L. G.


1.

Frühling im Bergwald! Er kennt die Blumennicht, die der Lenz über die Wiesen des Tales streut,kennt nicht die linden Lüfte, die spielend durch blühendeHecken streichen, und nicht das liebliche Gezwitscherder heimgekehrten Schwalben, die unter gastlichemDach ihre Nester bauen. Frühling im Bergwald! Dasist Brausen und Sausen, Toben und Donnern, Sturmund Tod. Über dem Bergwald liegt der Winter wieein grauenhafter Riese, und der Frühling, der ihnscheuchen will, muß kommen als ein gewaltiger Held,muß töten und zerstören, bevor er bauen kann undneues Leben wecken aus eisigem Schlaf.

Hoch in den steilen Felsen krachen ohne Unterlaßdie stürzenden Lawinen, über die Halden fährt derstürmende Föhn mit dumpfem Sausen, mit seinemheißen Atem schnaubt er über den schwindenden Schnee,im Walde packt er die alten mächtigen Fichten undrüttelt sie, daß sie erbeben in ihrem Mark. Und wassie tragen an morschem Gezweig, das bricht er abvon ihnen und führt es davon in jagendem Wirbel.Ein Rieseln und Gurgeln, immer und überall, auf jedemHange bildet sich ein springender Bach, überalle Felsen plätschern die Wasser, zu denen derSchnee zerschmolzen, alle Wurzeln umspülen sie undsammeln sich zum tobenden Gießbach, der den Bergwaldsäubert von allem Unrat, jeden kranken, schwachenBaum zerschmettert und nur bestehen läßt, wasstark ist und gesund. Die Felsklötze, die der Winterfrostvon der Steinwand sprengte, kommen ins Wandern,wenn der Schnee zerrinnt; sie stürzen undsausen nieder durch den Ber

...

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