Anmerkungen zur Transkription
Das Original ist in Fraktur gesetzt.
Im Original gesperrter Text ist so dargestellt.
Im Original in Antiqua gesetzter Text ist so dargestellt.
Weitere Anmerkungen finden sich am Ende des Buches.
Walter Flex
Der Wanderer zwischen beiden Welten
»Auf Poesie ist die Sicherheit
der Throne gegründet.«
Gneisenau
Ein Kriegserlebnis
von
Walter Flex
40. bis 42. Auflage. Mit einem Nachwort
131. bis 140. Tausend
C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung
Oskar Beck München 1918
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Dem Gedächtnis meines lieben Freundes
Ernst Wurche
Kriegsfreiwillig im 3. Niederschlesischen Inf.-Rgt. 50
Leutnant d. R. im 3. Unterelsässischen Inf.-Rgt. 138
Eine stürmische Vorfrühlingsnacht ging durch diekriegswunden Laubwälder Welsch-Lothringens,wo monatelanger Eisenhagel jeden Stamm gezeichnetund zerschroten hatte. Ich lag als Kriegsfreiwilligerwie hundert Nächte zuvor auf der granatenzerpflügtenWaldblöße als Horchposten und sah mit windheißenAugen in das flackernde Helldunkel derSturmnacht, durch die ruhlose Scheinwerfer überdeutsche und französische Schützengräben wanderten.Der Braus des Nachtsturms schwoll anbrandendüber mich hin. Fremde Stimmen füllten die zuckendeLuft. Über Helmspitze und Gewehrlauf hin sangund pfiff es schneidend, schrill und klagend, und hochüber den feindlichen Heerhaufen, die sich lauerndim Dunkel gegenüberlagen, zogen mit messerscharfemSchrei wandernde Graugänse nach Norden.
Die verflackernde Lichtfülle schweifender Leuchtkugelnhellte wieder und wieder in jähem Überfall dieklumpigen Umrisse kauernder Gestalten auf, die inMantel und Zeltbahn gehüllt gleich mir, eine Kettevon Spähern, sich vor unseren Drahtverhauen inErdmulden und Kalkgruben schmiegten. Die Postenketteunsres schlesischen Regiments zog sich vom[2]Bois des Chevaliers hinüber zum Bois de Vérines,und das wandernde Heer der wilden Gänse strichgespensterhaft über uns alle dahin. Ohne im Dunkeldie ineinanderlaufenden Zeilen zu sehen, schrieb ichauf einen Fetzen Papier ein paar Verse: