Ludwig Tieck’s
Schriften.

Vierter Band.

Phantasus
Erster Theil.

Berlin,
bei G. Reimer,
1828.

An den
Dr. und Prof. Schleiermacher
in Berlin.

Gern erinnere ich mich der Jugendzeit, alswir uns nahe waren und uns oft bei gemeinschaftlichenFreunden trafen. Mögen Sie inernsten Forschungen und Geschäften vertieftnicht diese luftigen Gaben der Phantasie verschmähen,sondern sich noch eben so gern, wieehemals, durch sie erheitern.

L. Tieck.

Phantasus.
Erster Theil.

An
A. W. Schlegel.
(Anstatt einer Vorrede.)

Es war eine schöne Zeit meines Lebens, als ichDich und Deinen Bruder Friedrich zuerst kennenlernte; eine noch schönere, als wir und Novalisfür Kunst und Wissenschaft vereinigt lebten, unduns in mannichfaltigen Bestrebungen begegneten.Jezt hat uns das Schicksal schon seit vielen Jahrengetrennt. Ich verfehlte Dich in Rom, undeben so später in Wien und München, und fortdauerndeKrankheit hielt mich ab, Dich an demOrte Deines Aufenthaltes aufzusuchen; ich konntenur im Geist und in der Erinnerung mit Dir leben.

Von verschiedenen Seiten aufgefordert, warich schon seit einiger Zeit entschlossen, meine jugendlichenVersuche, die sich zerstreut haben, zu sammeln,diejenigen hinzuzufügen, welche bis jeztnoch ungedruckt waren, und andre zu vollendenund auszuarbeiten, die ich schon vor Jahren angefangen,oder entworfen hatte. Diese Mährchen,Schauspiele und Erzählungen, welche alle einefrühere Periode meines Lebens charakterisiren, vereinigtdurch mannichfaltige Gespräche gleichgesinnterFreunde über Kunst und Literatur, machenden Inhalt dieses Buches. Manches, was ichin diesen Dialogen nur flüchtig berühren konnte,werde ich an andern Orten bestimmter darzustellenund auszuführen suchen. Diejenigen Dichtungen,welche schon bekannt gemacht waren, erscheinenhier mit Verbesserungen, und in derSumme der sieben verschiedenen Abtheilungen wirdman eben so viele neue, als in den Volksmährchen,oder anderswo schon abgedruckte, antreffen.Die größeren Werke, wie der Zerbino oder dieGenoveva schließen sich von dieser Sammlung aus.

Es war meine Absicht, meinen Freunden dieseSpiele der Phantasie, die sie früher schon gütigaufgenommen haben, in einer annehmlichern Gestaltvorzulegen. Du warst unter diesen einerder ersten, die mein Talent erhoben und ermunterten,De

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