F. M. Dostojewski: Sämtliche Werke

Unter Mitarbeiterschaft von Dmitri Mereschkowski
herausgegeben von Moeller van den Bruck

Übertragen von E. K. Rahsin

Erste Abteilung: Siebenter und achter Band

F. M. Dostojewski

Der Jüngling

Roman

R. Piper & Co. Verlag, München

Dünndruck-Ausgabe in einem Bande
R. Piper & Co. Verlag, München, 1922
12. bis 16. Tausend
Druck: Otto Regel G. m. b. H., Leipzig

Copyright 1922 by R. Piper & Co.,
Verlag in München.

Zur Einführung.
Der Jüngling

Die „Idee“ des Jünglings (des jungen Dolgoruki), diesesbis zur äußersten Grenze geführte persönliche Prinzip,erinnert an die Idee Raskolnikoffs, nur kommt derJüngling der religiösen Erkenntnis und Rechtfertigungnäher als jener.

Raskolnikoff ist bereits vor dem „Verbrechen“ krank vonseinen furchtbaren Gedanken, krank auch von der Einsamkeitund schließlich auch von der körperlichen Erschöpfung,dem Hunger. „Das kommt daher, daß ich sehrkrank bin,“ erklärt er es sich selbst. Und auch die Ermordungder Alten ist, wenn auch nicht ausschließlich, so dochin bedeutendem Maße – Krankheit, „Fiebereinflüsterung“.„Der Teufel hat mich dorthin geschleppt.“ „DieAlte ist Unsinn, die Alte ist vielleicht auch ein Irrtum,“sagt er sich. Nun, selbstverständlich ist sie das oder wenigstensein im höchsten Grade mißglückter Versuch, der sogut wie überhaupt nichts beweist und auch nichts widerlegt.In der Alten hat er gerade nicht das „Prinzip“,sondern eben nur ein altes Weib erschlagen. Als er ausdem ihm eigensten Gebiete der Anschauung, der Theorie,in das ihm fremde Gebiet der Handlung trat, unterwarfer seine innere Logik der Logik äußerer roher Zufälle.Jetzt leidet er zu sehr darunter, um frei denken zu können.Er hat es nicht getan, weil er so denkt, sondern umgekehrt,er denkt so, weil er so getan hat. Wenn seine abstraktenGedanken von der lebendigen Leidenschaft auch vertieftund geschärft worden sind, so hat sie dieselben zu gleicherZeit doch des Gleichgewichts, des Maßes und der Klarheitberaubt.

In der „Idee“ des Jünglings ist vielleicht noch mehrBücherweisheit, Unerfahrenheit, Jünglingshaftigkeit,sogar ausgesprochen Kindisches, als in der Idee Raskolnikoffs.Er ist ja auch in der Tat noch ein Jüngling, fastnoch ein Knabe. Jung und grün ist er. Aber die unreifeSchale verbirgt doch nicht die späterhin mögliche, tiefeinnere Bedeutung seiner „Idee“ an sich. Auch diese garzu frühreife Frucht wird einmal reif werden. Übrigenskann man schon jetzt erkennen, von welch einem Baumesie stammt. Der Jüngling ist gesunder, ist mehr imGleichgewicht, seine Gedanken sind freier, klarer undvor allem bewußter als die Gedanken Raskolnikoffs.

Im tätigen Leben, in der Entwicklung des Herzens undWillens ist sein Ausgangspunkt derselbe, den auch Raskolnikoff,den Puschkins Hermann und Onegin, LermontoffsPetschorin – kurz, alle napoleonischen und petrischenHelden unserer Literatur haben: zügellos

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