Vorwort | 3 |
I. Die Vorbereitung des Ultimatums | 7 |
II. Das Ultimatum an Serbien | 16 |
III. Die Berliner Vermittlungstätigkeit | 22 |
IV. Der aufgezwungene Krieg | 29 |
V. Das Ende der Kriegslügen | 38 |
DR. HEINRICH KANNER
GEW. CHEFREDAKTEUR DER WIENER TAGESZEITUNG „DIE ZEIT“
„Die Wahrheit kann nur Eine sein“
Ranke
„Das ‚gute Gewissen‘ in der Lüge“
Nietzsches Charakteristik des
„christlichen Junkers“
HUGO HELLER & CIE.
WIEN UND LEIPZIG
1921
Alle Rechte vorbehalten
Copyright by Hugo Heller & Co., Wien und Leipzig
Druck der Offizin der Waldheim-Eberle A. G., Wien
Die scharfe Kritik, die auf den folgenden Blättern an denRechtfertigungsschriften der deutschen Staatsmänner und damit auch anihrer Politik vor dem Ausbruch des Weltkrieges geübt wird, zwingt denVerfasser zu einigen Worten persönlicher Einführung. Es ist nachträglichsehr leicht, das Verhalten von Staatsmännern zu kritisieren, wenn derErfolg sein unzweideutiges Urteil gefällt hat, so wie es nicht vielScharfsinn erfordert, Rätsel zu lösen, wenn man vorher die Lösungennachgesehen hat. Diese bequeme, aber auch unfruchtbare Art der Kritikist dem Geschichtsschreiber gestattet, ihr Ergebnis nennt man das„unbestechliche Urteil der Geschichte“. Dem zeitgenössischen Publizistenverwehrt man diesen Treppenwitz, mit Recht, weil seine Aufgabe einehöhere, fruchtbarere und um deswillen schwierigere ist. Jetzt, nachdem Abschlusse des Weltkrieges, weiß natürlich jeder, wie es im Juli1914 und in den Jahren vorher besser hätte gemacht werden sollen,und gar mancher Publizist tut sich heute auf dieses nachträglicheBesserwissen etwas zu Gute, der es in den entscheidenden Tagen, Wochenund Jahren auch nicht besser gewußt hat als die jetzt durch ihrenMißerfolg verurteilten Staatsmänner. Die vorliegende Schrift hat mitdieser den Ereignissen nachhinkenden Art von Weisheit nichts gemein.Ihr Verfasser hat die Verfehltheit und Gefährlichkeit jener Politik derbeiden Zentralmächte die zum Weltkrieg geführt hat, schon vor Jahren,mindestens seit der bosnischen Annexionskampagne 1908/9, in seinemBlatte, der damaligen Wiener Tageszeitung „Die Zeit“, bloßgestelltund insbesondere im Juli 1914 vor der